Neues Dolmetschpult in der Dolmetschkabine des Hubs in Neuhausen

Eröffnung des Remote Simultaneous Interpreting Hub

Die Einladung im Posteingang hörte sich sehr interessant an: „Eröffnung unseres RSI-Hubs in Neuhausen." Unser Mitglied Sabine Kreuzpaintner ist der Einladung gefolgt.


Virtuelle Konferenzen Dolmetschen

Aus dem Dolmetsch-Hub ist das nun problemlos möglich

Die Einladung im Posteingang hörte sich sehr interessant an: „Eröffnung unseres RSI-Hubs in Neuhausen.“ Die Mail kam von Neumann & Müller, einem Anbieter von Veranstaltungs- und Konferenztechnik, und RSI steht für Remote Simultaneous Interpreting. Gemeint ist damit, dass die Konferenzdolmetscher nicht direkt im Veranstaltungsraum sitzen, mit Sicht auf Redner, Präsentationen und Publikum, sondern dem Konferenzgeschehen von einem anderen Ort aus folgen und auch von dort aus dolmetschen. Das kann ein separater Raum am Konferenzort selbst sein, wenn z.B. der Konferenzraum zu klein ist, um auch die Kabine mit zugehöriger Technik zu beherbergen, oder der Veranstalter etwa an einem Messestand keine Kabine im für die Besucher sichtbaren Bereich haben möchte. Oder es kann ein Raum sein, der gar nicht mehr in der Nähe des Konferenzorts liegt, sondern vielleicht mehrere hundert Kilometer entfernt in einem RSI-Hub.

Zugegebenermaßen ist letzteres noch eher Zukunftsmusik, immerhin ist der gerade eröffnete RSI-Hub von Neumann&Müller der erste seiner Art in Deutschland. Eben aus diesem Grund war ich neugierig, wie ein solcher Hub wohl funktioniert, für welche Veranstaltungen er sich eignet und nicht zuletzt, wie sich das Arbeiten für die Dolmetscher anfühlt. So habe ich mich gleich für einen der Termine Mitte Juli angemeldet, an dem der Hub Dolmetschern und Kunden vorgestellt werden sollte.

Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten und einer leckeren Tasse Cappuccino gab es erstmal einen Überblick über das Unternehmen und die Beweggründe für die Gründung des Hubs. Branchenzahlen sagen, dass die Anzahl der ausländischen Teilnehmer auf Konferenzen in Deutschland stetig ansteigt. Allein letztes Jahr um 10,9% und um ganze 150% in den letzten 12 Jahren. Mehr ausländische Teilnehmer heißt natürlich auch immer mehr Sprachen, die gesprochen werden, und immer mehr Einsatzmöglichkeiten für Dolmetscher. Letztere müssen oft zum Konferenzort reisen, dort übernachten, es müssen vor Ort Kabinen aufgebaut und nach der Veranstaltung wieder abgebaut werden, die ganze Technik muss hin und wieder weg transportiert werden – kurz und gut, es ist Aufwand, den man vermeiden könnte, würden die Dolmetscher aus einem Hub heraus dolmetschen. Mikrofone, Kameras, Lautsprecher etc. sind an den meisten Konferenzorten sowieso vorhanden und inzwischen ist die moderne Übertragungstechnik auch so weit, dass Bild und Ton in hoher Qualität verlässlich übertragen werden können. Somit stellt die Übertragung an den Hub keinen großen Extraaufwand mehr dar. Im Hub sitzen die Dolmetscher, folgen der Konferenz über einen Bildschirm, hören alles, was vor Ort gesprochen wird und dolmetschen – so als würden sie in einer mobilen Kabine vor Ort sitzen. Und die Teilnehmer vor Ort bekommen den Dolmetschton entweder wie gehabt über UHF- oder Infrarotempfänger auf ihre Kopfhörer oder nutzen ihr Smartphone als Empfänger. Alles natürlich superschnell und supersicher mit diversen Sicherheitsprotokollen verschlüsselt.

Soweit die Theorie. Als Dolmetscherin war ich natürlich hauptsächlich an meinem Arbeitsplatz interessiert – der Dolmetschkabine. Die ist im Hub keine wirkliche Kabine, sondern eher ein kleines Büro (wenn auch fensterlos), mit riesigem Bildschirm an der Wand, bei dem schon ein bisschen Kinofeeling aufkommt. Die Dolmetschpulte sind die neusten ihrer Art, die Tische und Stühle individuell höhenverstellbar und die Klimaanlage wohltemperiert und vor allem leise. Vom Komfort her natürlich ein großer Fortschritt im Vergleich zu den mobilen Dolmetschkabinen. Man merkte sofort, dass sich Neumann&Müller bei der Ausstattung die Unterstützung einer professionelle Konferenzdolmetscherin geholt hatte. Getestet wurde dann natürlich auch – allerdings nur mit einem aufgezeichneten Video. Trotzdem reichte es für einen ersten – durchaus positiven - Eindruck aus.

Alle anwesenden Dolmetscher waren sich einig: der RSI-Hub ist eine interessante Erweiterung der technischen Möglichkeiten beim Konferenzdolmetschen. Nun muss sich in der Praxis zeigen, wann der Einsatz sinnvoll ist. Wir alle sind auf jeden Fall sehr gespannt!


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